Zielstrebigkeit
Ein junger Schüler war für seinen besonderen Eifer bekannt. Er meditierte Tag und Nacht und wollte seine Übungen nicht einmal zum Essen oder Schlafen unterbrechen. So wurde er immer dünner und erschöpfter. Der Meister rief ihn zu sich und riet ihm, langsamer vorzugehen und nicht zu viel von sich zu verlangen. Das aber wollte der Schüler nicht hören. “Warum hast du es so eilig?” fragte ihn da der Meister. “Ich strebe nach Erleuchtung.” sagte der Schüler. “Da habe ich keine Zeit zu verlieren.” “Und woher weißt du, dass die Erleuchtung vor dir läuft, so dass du ihr hinterhereilen musst?” fragte ihn der Meister. “Es könnte doch auch sein, dass sie hinter dir ist und dass du nichts weiter tun musst, als stillzustehen…”
Nach Feldman/Kornfield: “Stories of the Spirit”, leicht umgeschrieben
Diese Geschichte lädt im wahrsten Sinne des Wortes zum Innehalten ein. Viele Menschen rennen von einem Termin zum nächsten, haben keine Zeit, verfolgen verbissen ein (sinnvolles?) Ziel ohne sich Zeit für sich und die schönen Dinge am Wegesrand zu nehmen. Hier wird deutlich, dass es immer zwei Seiten gibt. Man kann das Glück verfolgen oder vor ihm davonlaufen. Die Geschichte zeigt, dass es wichtig ist sich in Ruhe seine Ziele zu überlegen und dann besonnen danach zu streben. Blinder Aktionismus, das Leben auf der Überholspur und „immer höher, weiter, schneller“ sind nicht unbedingt der Weg zu Glück, Erfolg, Zufriedenheit, Erfüllung. Es ist zwar wichtig ein Ziel zu haben und dies nicht aus den Augen zu verlieren, doch sollten dabei keine Scheuklappen aufgesetzt werden. Und jeder hat sein eigenes Tempo und Vergleiche mit anderen tun selten gut.